Reerdigung: Die nachhaltige Zukunft der Bestattung? – mit „Meine Erde“-Gründer Pablo Metz

Shownotes

Jährlich sterben in Deutschland über 1 Million Menschen, doch die Bestattungsbranche hat sich seit 150 Jahren kaum verändert. Pablo Metz, Gründer von Meine Erde, will das ändern: Mit der innovativen "Reerdigung" bietet er eine ökologische Alternative zur Erd- und Feuerbestattung an und definiert das Thema Tod nochmal neu. In dieser Episode spricht er darüber, wie sein Startup mithilfe von Technologie innerhalb von nur 40 Tagen einen menschlichen Körper in fruchtbare Erde verwandelt und dabei auf überraschend viel Unterstützung stößt - von Kirchen bis hin zum Gesetzgeber. Pablo gibt Einblicke in die Herausforderungen als Quereinsteiger in einer traditionellen Branche und erklärt, warum laut einer Umfrage bereits 30% der Deutschen Interesse an dieser neuen Bestattungsform haben. Dabei beleuchtet er auch kritisch die Widerstände in der Branche und wie sein Team damit umgeht.

Pablo Metz auf LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/pablo-metz/ Meine Erde ist ein innovatives Unternehmen, das sich auf die Herstellung von biologisch abbaubaren Urnen aus natürlichen Materialien spezialisiert hat. Mit ihrem Konzept der “Reerdigung” bieten sie eine umweltfreundliche Alternative für die letzte Ruhestätte und ermöglichen es Menschen, nach dem Tod Teil des natürlichen Kreislaufs zu werden. Website: https://www.meine-erde.de/

Christoph auf LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/christophburseg

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Transkript anzeigen

00:00:00: Also wir sind ein Start-up, wir sind vor vier Jahren auf die Idee gekommen.

00:00:03: Und wir sind seit Anfang 2022 erst in der Rahmen einer Duidung,

00:00:09: das ist so eine gesetzlich zeitlich beschränkte Ausnahme.

00:00:12: Und mittlerweile haben die eine Gesetzesnovelle in Schleswig-Holstein verabschiedet,

00:00:16: parteiübergreifend und einstimmig.

00:00:18: Und da dürfen wir jetzt quasi im Rahmen einer Gesetzesnovelle die Rätung ermieten.

00:00:23: Das heißt, wir haben es geschafft, dass sie von einem Start-up gestartet,

00:00:26: neuen Ideen, die Gesetze geändert haben.

00:00:28: Natürlich rechnen wir mit, dass es irgendwann auch andere Anbieter gibt.

00:00:31: Aber BAM! Das ist ja schon mal unfassbar und macht auch Mut in unser System,

00:00:38: wenn man merkt, die Politik greift Innovationen auch auf.

00:00:55: Herzlich willkommen bei "Digitale Vorreiter" in deinem Podcast zur Digitalisierung von Wodafone Business.

00:01:01: Ich bin Christoph Bursack.

00:01:03: Mein Gast heute hat nichts Geringeres vor, als die gesamte Beerdigungsbranche zu disrupten.

00:01:08: Pablo Metz baut eine Lösung, die auch mithilfe von Tech und Innovation

00:01:12: Beerdigung günstiger und sogar nachhaltiger machen kann.

00:01:16: In der Zielgruppe kommt das super an.

00:01:18: Aber der Weg dahin, diesen riesengroßen Prozess sozusagen in Deutschland wirklich zu verändern,

00:01:22: der Weg ist voller spannender Überraschung.

00:01:24: Ich freue mich sehr auf meinen Gast, Pablo. Schön, dass du da bist.

00:01:27: Schön, dass ich da sein darf, Christoph.

00:01:29: Wir müssen jetzt irgendwie so eine Brücke finden.

00:01:31: Wir kennen uns schon ein bisschen, haben uns auf dem Fußballplatz kennengelernt.

00:01:35: Ich glaube, die Leute haben ein großes Fragezeichen, was ich auf dem Fußballplatz suche.

00:01:39: Aber bei dir macht das sogar viel mehr Sinn, denn du hast, bevor du Reerdigung gegründet hast,

00:01:44: dein aktuelles Unternehmen, hast du im Fußball gearbeitet. Was hast du da gemacht?

00:01:47: Ja, tatsächlich hatte ich eine kleine Beratung im Profifußball und mit einem meiner besten Freunde,

00:01:56: Benjamin Kugel, der unter Yogi Löw und bei verschiedenen Vereinen in der Bundesliga und auch international Chef-Athletiktrainer war.

00:02:03: Wir haben eine Beratung gegründet, fast forward football und haben Vereine und Verbände in diesem Bereich beraten.

00:02:10: Als Außenstehender denkt man ja immerhin, also der Profifußball, der ist in allen Bereichen ultra professionell.

00:02:16: Wenn man dann so hinter die Golesen schaut, dann merkt man, dass es natürlich auch da, sag ich mal,

00:02:22: Bereiche gibt, wo man sich verbessern kann, auch im Athletikbereich, im Ernährungsbereich und so weiter.

00:02:28: Und da haben wir dann Vereine und Verbände beraten.

00:02:31: Und dementsprechend war das für mich als Fan ultraspannend, da reinzuschauen und hinter die Golesen schauen zu dürfen.

00:02:38: Und irgendwann hat Benny aber gesagt, man Pablo, dies mit der Selbstständigkeit,

00:02:44: das ist schon auch aufregend und ganz schön stressig.

00:02:48: Und als sein Chef-Trainer Roger Schmidt dann aus China zurückgekommen ist nach Europa,

00:02:54: meint er zu mir, ich würde das gerne wieder machen in den Verein gehen, diese tägliche Arbeit mit den Spielern, die bringt einfach auch viel Bock.

00:03:02: Und so haben wir uns dann in dem Sinne wieder getrennt.

00:03:05: Und dann stand ich vor der Frage, was kommt jetzt?

00:03:09: Über Umwege, aber da sprechen wir gleich darüber, bin ich dann bei Bestattung und bei der Reh-Erdigung gelandet.

00:03:16: Damit man nochmal einen Begriff hat von deiner Fußball-Era, was war der bekannteste Spieler, mit dem du mal zusammengearbeitet hast?

00:03:22: Ich bin Grün-Weißer im Herzen und deswegen die Freude Bremer.

00:03:29: Und deswegen also mit Claudio Pizarro arbeiten zu dürfen, war natürlich was ganz Besonderes.

00:03:36: Aber ihr habt auch Internationale, was war der bekannteste Verein mit dem ihr gearbeitet habt?

00:03:39: Genau, wir waren bei der AS Roma zum Beispiel, haben bei verschiedenen Champions-Legisten noch gearbeitet, aber auch international.

00:03:47: Wir waren in Afrika, haben mit dem Togolese-Schen-Verband gearbeitet, also von Abenteuer bis ganz professionell, alles dabei.

00:03:53: Spannend.

00:03:55: Reh-Erdigung heißt sein Unternehmen, wie kommt man dann davon, wenn man zuerst hochmobile Fußballer beraten hat, sich dann sozusagen ums direkte gegenteilige Spektrum?

00:04:10: So kümmern wir nämlich um Beerdigung, um den Tod.

00:04:14: Ich hatte davor auch überhaupt gar nicht mitgerechnet.

00:04:18: Ich habe keinen Background in dem Feld und es war auch vorher nichts, wo ich ganz viel darüber nachgedacht hatte.

00:04:25: Als Benni und ich dann getrennte Wege gegangen sind, da habe ich mich mit der Frage auseinandergesetzt, was kommt denn jetzt?

00:04:31: Und ich sage mal auch auf Initiative meiner Kinder, die sind jetzt 12 und 15, kam so dieses, mach doch mal was vernünftig ist.

00:04:40: So fragt man sich, was heißt das eigentlich?

00:04:42: Erstens freche Kinder, aber zweitens, was bedeutet das?

00:04:46: Und natürlich ist für diese Generation das Thema Klimakrise, obwohl Robert Habeck hat es gesagt, das ist eigentlich keine Klimakrise,

00:04:56: sondern es ist ja eine Menschheitskrise, hat er auf dem OMR Festival ja ganz gut erklärt, dem Klima ist egal, wie warm es ist,

00:05:04: aber für uns ist das eine Krise, die kommt und für die jungen Generationen natürlich ganz massiv.

00:05:09: Und das bedeutet immer, wir müssen die Prozesse, wo wir im Moment fossile Brennstoffe nutzen, ersetzen durch alternative Prozesse.

00:05:18: Und das war so der Auftrag, mit dem wir losgegangen sind.

00:05:22: Und dann setzt man sich analytisch damit auseinander und sagt, was bedeutet das und in welchen Feldern ist das?

00:05:27: Und dann ticken wir natürlich dann alle gleich, wenn man sucht nach einem Marktsegment, das groß ist, das stabil ist und so weiter und so weiter.

00:05:36: Wie groß ist der Markt in Deutschland?

00:05:39: Wir sind 80 Millionen Menschen in diesem Land.

00:05:42: Wahrscheinlich sterben so 800.000 im Jahr?

00:05:46: Ja, mittlerweile sind es sogar mehr, über eine Million.

00:05:50: Das Problem ist, dass ungefähr viel weniger geboren werden.

00:05:54: Ja, ich glaube, genau.

00:05:56: Deswegen schrumpft die Bevölkerung, wenn wir keine Zuwanderung haben.

00:06:01: Also täglich sterben 2600, 2700 Menschen.

00:06:06: Also die Zahlen sind dann natürlich groß.

00:06:09: Und es betrifft jeden von uns.

00:06:11: Jeder von uns wird ultimativ diesen Schritt gehen.

00:06:15: Egal was mit Long-Jevity und Achtsamkeit und wie kümmern wir uns um uns und lange möglichst gesund sein.

00:06:24: Aber irgendwann gehen wir diesen Schritt.

00:06:26: Das ist natürlich nach dem, nachdem die Medizin besser wurde, die Prozesse wieder so wurden, Essen abgekocht wurde.

00:06:32: Dann sind ja die durchschnittlichen Lebenserwartungen nach oben gegangen.

00:06:35: Aber zwischen 80 und 90 ist echt so ein fixer Punkt.

00:06:39: Da passiert gerade nicht so viel.

00:06:41: Das fand ich total interessant.

00:06:43: In manchen Industrieländern geht die durchschnittliche Lebenserwartung schon wieder zurück.

00:06:46: Aber es sieht jetzt nicht so danach aus, als würde das einfach in den Jahr nach oben gehen.

00:06:50: Das fand ich auch ganz interessant.

00:06:52: Das stimmt auf jeden Fall.

00:06:54: Natürlich ist die Lebenserwartung total gewachsen.

00:06:57: Das ist ja auch gut.

00:06:59: Das ist ja auch super.

00:07:01: Und wenn man sich anschaut, wie ist es bei den jungen Menschen jetzt, die jetzt geboren werden, wie alt werden die?

00:07:05: Aber ich habe hier gerade so den wunderbaren Sterbreport noch vor mir liegen.

00:07:11: Also 1960 war die Lebenserwartung noch 65.

00:07:15: 2020 ist sie schon 80.

00:07:18: Das heißt jetzt gerade, die Tagesschau hat gerade berichtet,

00:07:22: dass die Hälfte der Frauen, die dieses Jahr gestorben sind, 85 oder älter waren.

00:07:29: Das ist super.

00:07:31: Aber klar, irgendwann, und das ist natürlich das, womit die Medizin sich auseinandersetzt

00:07:35: und ja auch all das, was in diesem Long-Javity-Bereich geht,

00:07:38: wie können wir möglichst lange gesund alt werden?

00:07:41: Und es ist ganz spannend, wenn man sich mit dem Thema auseinandersetzt, auch wenn wir kurz abschweifen.

00:07:45: Früher hatten die Menschen Angst vor dem, was nach dem Tod kommt.

00:07:49: Himmel oder Hölle, das war das, was man nicht wusste, davor hatten die Leute Angst.

00:07:54: Und irgendwann hatten die Leute dann, als sie mehr wussten, mehr Angst davor zu sterben,

00:08:02: weil der Tod selber mit Schmerzen verbunden war.

00:08:06: Und das kann die moderne Medizin natürlich mittlerweile so,

00:08:09: dass man eigentlich keine Angst mehr vor dem Moment des Sterbens hat.

00:08:13: Und jetzt haben die Menschen in erster Linie Angst davor, alt zu werden.

00:08:17: Und das ist genau das Thema, wie können wir gut damit umgehen.

00:08:20: Aber der Tod selber ist gar nicht mehr die größte Angst.

00:08:23: Und Uwe Horstmann hat bei Parkkorn mal gesagt,

00:08:27: die größte Angst der Menschen ist eigentlich nicht der Tod, sondern öffentlich sprechen.

00:08:31: Also auch das setzt so ein bisschen das jetzt ein.

00:08:34: Ich weiß nicht ganz genau, wie Däumann das zitieren darf, wie wissenschaftlich das belegt ist.

00:08:38: Aber Uwe zitiere ich natürlich immer gerne.

00:08:40: Genau, also es betrifft uns alle.

00:08:45: Wir müssen uns alle irgendwann damit auseinandersetzen.

00:08:48: Wir haben so ein bisschen gelernt, das Aussehen Leben wegzuschieben, das Thema.

00:08:51: Also vor 100 Jahren war es noch normal, dass man zu Hause verstorben ist,

00:08:55: dass die Leute gekommen sind, sich verabschiedet haben.

00:08:58: Das wird so weggeschoben, es ist so ein Tabuthema.

00:09:01: Was wahnsinnig ist, weil wie gesagt, jeder muss sich damit auseinandersetzen.

00:09:05: Und es ist eigentlich gut, wenn du dich mit deiner Familie auch damit auseinandersetzt hast,

00:09:08: das will ich eigentlich für mich.

00:09:11: Und so bin ich tatsächlich auch zu dem Thema gekommen.

00:09:14: Ich habe mit meiner Oma darüber gesprochen.

00:09:17: Die war 96 damals.

00:09:19: Und dann setzt man sich damit auseinander.

00:09:22: Und in unserer Familie ist es so, dass man darüber sprechen kann,

00:09:26: wie wünschst du dir eigentlich deine Bestattung,

00:09:28: wie soll das eigentlich ablaufen und so weiter.

00:09:31: Und dann hat sie mir erklärt, Pablo, ehrlich gesagt, weiß ich es nicht.

00:09:35: Und das ist mit 96 ist eine schwierige Antwort.

00:09:38: Die war topfit, aber sowohl körperlich als auch in der Birne vor allen Dingen.

00:09:44: Aber was macht man dann?

00:09:47: Und dann hat sie mir erklärt, es gibt ja nur zwei Bestattungsalternativen.

00:09:50: Nämlich die Erd- und die Feuerbestattung.

00:09:53: Und beides passt nicht zu mir.

00:09:56: Ich möchte nicht erdbestattet werden.

00:09:59: Und ich will aber eigentlich auch nicht verbrennt werden.

00:10:02: Und damit bin ich irgendwie nach Hause gegangen und habe gedacht,

00:10:06: wenn dieses Problem hat, dann haben das wahrscheinlich auch andere Leute.

00:10:10: Und habe ich mich erst mal so damit auseinandergesetzt,

00:10:13: weil ich einfach neugierig war.

00:10:15: Und dann habe ich irgendwie festgestellt, dass sich 80 Prozent

00:10:18: in den ostdeutschen Bundesländern in den Großen steht

00:10:21: und sogar mehr als 90 Prozent der Menschen Feuer bestatten lassen.

00:10:25: Und da hat es dann irgendwie Klick gemacht.

00:10:29: Da habe ich dann mal für ne Feuerbestattung, brauchen wir viel fossiles Gas,

00:10:33: Erdgas, um die Menschen zu verbrennen bei 1000 Grad.

00:10:37: Das ist ja auch ne krasse Einwirkung letztendlich, die da stattfindet.

00:10:41: Und die Menschen finden das aber nicht alle super.

00:10:45: Es gibt sicherlich viele, oder an Teil der Menschen,

00:10:48: die sind auch glücklich damit Feuer bestattet zu werden und das ist super.

00:10:51: Aber eben für viele auch nicht.

00:10:54: Und so kam beides zusammen zu sagen, warte mal, es gibt so einen ganz großen Wunsch,

00:10:58: einer großen Gruppe von Menschen nach einer anderen Bestattungsalternative

00:11:02: und gleichzeitig können wir dort eine Alternative schaffen zu einem Prozess,

00:11:08: der viele fossile Brennstoffe nutzt.

00:11:11: Und dann ist das so zusammengeflossen und daraus ist die Reh-Erdigung geworden.

00:11:16: Die Reh-Erdigung, wenn ich das von außen mal beschreiben darf,

00:11:19: ich kenne das, dass ihr eine Art Cocon gebaut habt.

00:11:23: Der sieht schön schlicht aus.

00:11:26: Da wird dann der tote Mensch reingelegt.

00:11:30: Da werden dann Sachen reingeschüttet, da kann ich noch ein paar Zweige reinlegen.

00:11:36: Dann wird der Cocon geschlossen und ich glaube dann machen Mikroorganismen und Bakterien

00:11:41: für die nächsten 40 Tage ihre Arbeit.

00:11:43: Währenddessen wird der Cocon regelmäßig bewegt und gedreht

00:11:47: und nach 40 Tagen kommt Erde raus.

00:11:51: Also ich nehme gerne deinen O-Ton und verbreite ihn irgendwo.

00:11:55: Also das hast du genau perfekt erklärt.

00:11:59: Das Besondere ist halt, dass wir uns angeschaut haben,

00:12:02: was ist eigentlich der Prozess, der in der Natur passiert?

00:12:06: Sowieso draußen im Wald, wenn ein Tier stirbt, eine Maus, ein Hase,

00:12:10: dann wird es ja auch zu Erde.

00:12:12: Alles, was wir draußen an Erde haben, ist ja transformiertes, organisches Material.

00:12:18: Abgestorbenen Pflanzen, aber natürlich auch abgestorbenen Tiere.

00:12:22: Wir wissen, freuen wir uns total, wenn wir mal ein paar Dino-Knochen finden,

00:12:26: weil das passiert nicht so oft.

00:12:28: Das heißt, eigentlich wird alles irgendwann zu Erde.

00:12:32: Dann werden wir es noch, also Erde ist also nicht Sand.

00:12:36: Nee, Erde ist nicht Sand.

00:12:38: Jetzt wird es definiturisch ganz heikel.

00:12:42: Sand ist für mich ein winzig kleines Steinchen.

00:12:44: Oder Muscheln, genau.

00:12:46: Man wird ja nicht zu Stein, sondern Erde ist transformiertes, organisches Material.

00:12:51: Ja, also Erde ist jetzt erstmal so ein Sammelbegriff.

00:12:55: Also das quasi das transformierte organische Material kann man zum Beispiel als Humus bezeichnen.

00:13:03: Und dann gibt es noch mineralische Anteile.

00:13:07: Und letztendlich gehören dann aber auch die Boden-Lebewesen mit dazu.

00:13:11: Und all das zusammen kann man, sag ich mal, umgangssprachlich als Erde bezeichnen.

00:13:16: Die genauen wissenschaftlichen Abstufungen, da wird dann jeder Bodenwissenschaft

00:13:20: und Geologe sagen, naja, da ist es ein bisschen eher eine humose Struktur

00:13:25: oder das ist ein und so weiter und so weiter.

00:13:28: Aber als Sammelbegriff kann man es umgangssprachlich als Erde bezeichnen.

00:13:32: Okay, dann kommt am Ende Erde raus. Was passiert dann mit der Erde?

00:13:36: Genau, also um ganz genau zu sein, um das an der Stelle jetzt auch nicht so verheimlich,

00:13:41: bei allen Bestattungsmethoden bleiben am Ende Knochen übrig, bei der Reerdigung auch,

00:13:46: aber auch nach 30 Jahren in der Erdbestattung oder bei der Feuerbestattung auch.

00:13:50: Da hast du halt vorher noch mit viel Hitze drauf eingebückt.

00:13:52: Die werden dann, wir sagen, verfeinern, weil wir das schöner finden,

00:13:58: wenn wir mit den Menschen darüber sprechen, zu sagen, wir verfeinern einen Knochen,

00:14:01: die werden gemahlen genauso wie überall sonst.

00:14:03: Und dann wird diese Erde in Deutschland auf einem Friedhof beigesetzt.

00:14:08: Wenn ich, wenn ich Feuer bestatten lasse, bleiben auch Knochen über, die werden auch gemahlen.

00:14:15: Genau, das, was in der Urne drin ist, und das ist ja das lustige, das weiß gar nicht.

00:14:19: Es ist fast in erster Linie gemahlene Knochen.

00:14:23: Und das weiß keiner, da wird wenig drüber geredet.

00:14:27: Und das ist natürlich auch was, was wir versuchen, einfach sehr doll drüber zu reden,

00:14:30: anders drüber zu reden und dieses Thema so ein bisschen zugänglicher dadurch zu machen.

00:14:36: Ja, ich habe keine Ahnung davon.

00:14:38: Ja, und das ist natürlich das Verrückte.

00:14:40: Manchmal hat man das Gefühl, man will die Menschen oder die Branche,

00:14:43: wenn die Menschen nicht überlassen wollen und deswegen erzählen bestimmte Teile nicht,

00:14:47: letztendlich sollte man das aber natürlich tun.

00:14:50: Okay, das weiß ich, ich kann dann mit der Erde, die kann dann auf einen offiziellen Friedhof ausgebracht werden.

00:14:57: Aber es hat, glaube ich, den Vorteil, dass dann nicht für 25 Jahre irgendwie 2x2 Meter Platz gebucht werden müssen,

00:15:05: sondern es gibt dann viel Platzsparende und damit wahrscheinlich auch günstiger oder vielleicht auch schönere Methoden,

00:15:10: irgendwie mit der Erde umzugehen.

00:15:12: Also grundsätzlich steht natürlich erstmal die Frage im Raum, warum darf man das nicht mit nach Hause nehmen?

00:15:16: Weil du guckst dich in die europäischen Nachbarnländern um und da darfst du das überall.

00:15:20: Und auch da ist das Abendland nicht dadurch untergegangen, dass man die Ehrasche mit nach Hause nehmen darf.

00:15:28: Fun Fact, es gibt wohl Menschen, die lassen ihren geliebten gestorbenen Menschen in Deutschland einäschern.

00:15:38: Dann kann man die Urne in die Niederlande schicken und dann kann man mit dem Auto in die Niederlande fahren

00:15:44: und sagen, ich für meine persönliche Verabschiedung brauche ich bitte die Urne, kriege die ausgehändigt

00:15:50: und darf sie zeitlich unbegrenzt verwahren.

00:15:54: Das heißt, es gibt anscheinend auch viele Menschen, die dann damit wieder nach Deutschland fahren

00:15:57: und die Urne irgendwie im Garten einbuddeln.

00:16:00: Genau, das hast du jetzt erklärt, das ist sehr dankbar.

00:16:03: Es geht auch in anderen Ländern, aber genau das ist das.

00:16:09: Es gibt dann so ein Graubereich, der genutzt wird.

00:16:14: Aber da muss man natürlich sagen, warum ist das noch so?

00:16:19: Die Menschen wollen das eigentlich nicht.

00:16:22: Gerade die Person nahezu haben, vielleicht wenn man einen Garten hat, das ist so ein großer Wunsch.

00:16:28: Zumindest eine Wahlmöglichkeit zu haben wäre super.

00:16:31: In den Niederlanden gibt es noch viele Friedhöfe, weil für einige Menschen ist das immer noch das Richtige.

00:16:36: Und natürlich gibt es diese Diskussion, braucht man einen öffentlichen Ort der Trauer, wo du hingehen kannst,

00:16:41: wo auch der Freund, mit dem du dich gestritten hast, mal hinkommen kann, weil im Garten geht es so.

00:16:47: Also insgesamt muss das in Deutschland im Moment noch auf den Friedhof,

00:16:51: wird dann dort beigesetzt in einer Grabstelle und da kann der Friedhof gestalten, wie er will

00:16:56: und das sehen wir mittlerweile auch, die gehen halt ganz anders damit um, weil es kommt ja nur Erde.

00:17:00: Ich habe keine Kiste mehr, die ich irgendwie tief einbatteln muss.

00:17:03: Oder noch eine Frage.

00:17:04: Wenn wir beide jetzt reerdigt werden in zwei Clicons und danach irgendwie zwei Gläser Erde ins Labor geschickt werden,

00:17:12: können die dann noch sagen, wer davon war Christoph und wer davon war Pablo?

00:17:16: Also da brauchst du schon ein gutes Labor.

00:17:20: Aber natürlich lassen sich immer irgendwo DNA-Fragmente finden.

00:17:26: Also wir wissen ja auch beim Ötzi haben wir auch die noch gefunden, also über eine lange Zeit.

00:17:33: Also das ist ja auch gut, dass da noch was zu finden ist.

00:17:37: Also deswegen, wenn du dir sehr spezialisierte, gute Geräte, dann findest du was.

00:17:42: Aber es ist so minimal, also die Reerdigung wird wissenschaftlich untersucht von der Universität Leipzig.

00:17:51: Und die sagen, na ja natürlich, wenn wir unsere Ultraspezialgeräte und wirklich lange suchen, dann finden wir was.

00:17:59: Aber die eigentliche Aussage ist, man findet auch keine DNA mehr.

00:18:04: Aber es ist so, ich sage mal ganz wissenschaftlich korrekt, natürlich findest du immer was.

00:18:09: Dein Prozess dauert 40 Tage.

00:18:12: Ja.

00:18:13: Wenn ich in der Erde bestattet werde, wie lange müsste ich da liegen, damit ein ähnlicher Zersetzungsgrad passiert wie bei euch in dem Croquant?

00:18:26: Ja, also kleiner Disclaimer für diesen Podcast.

00:18:30: Wir reden über das Thema Tod und wem das zu nahe geht, der sollte vielleicht bei gewissen Stellen nicht hinhören.

00:18:41: Das ist einfach so, kleiner Disclaimer müssen wir an der Stelle vielleicht mal bringen.

00:18:44: Also die Mikroorganismen, ganz technisch jetzt erklärt, die brauchen Sauerstoff und Wasser, um zu leben und zu arbeiten, so wie wir Menschen auch.

00:18:54: Six feet under, da wo wir in Menschen bestatten, wissen wir alle, Sauerstoff ist schon relativ schwierig.

00:19:02: Und Wasser, naja mal regnet es, mal regnet es nicht.

00:19:06: Oder ich habe ein lemmigen Boden oder einen sandigen Boden, hier in Brandenburg, in der Nähe von Berlin ist es zu sandig, bei euch oben im Norden ist es zu feucht.

00:19:14: Und dann funktioniert der Prozess nicht.

00:19:16: Das heißt, das große Problem ist, dass wir eigentlich in 40% der Fällen so ungefähr Verwiesungsstörungen haben, nennt sich das.

00:19:23: Das heißt, du öffnest das nach 30 Jahren, das Grab und die Erde hat und die Mikroorganismen hat gar keine Chance, dass der Körper zur Erde wird.

00:19:30: Das nennt man dann Wachsleiche oder Moorleiche oder oder oder.

00:19:35: Aber die Hoffnung ist, dass es eigentlich innerhalb von 30 Jahren geht und deswegen gibt es so Ruhefristen von 20 bis 30 Jahren.

00:19:43: Aber auch das ist so ein Thema, meine Uma wusste das und hat deswegen gesagt, auf gar keinen Fall will ich erdbestattet werden.

00:19:50: Und das ist natürlich, also wenn ich jetzt, wenn man so rum draufschaut, es gibt die Friedhofspflicht, du musst auf dem Friedhof beigesetzt werden.

00:19:58: Aber es wird auf der anderen Seite nicht auf jeden Fall erfüllt, dass das auch klappt.

00:20:02: Und das macht es natürlich so ein bisschen schwierig, sag ich mal, Gesetzgeberisch zu sagen, du musst das machen, aber ich kann dir das Gegenteil nicht versprechen.

00:20:09: Eigentlich habe ich darauf einen Anspruch, dass wenn das eine gesetzliche Vorgabe ist, das auch funktioniert.

00:20:13: Also ich glaube, da wird es Bewegungen geben, weil wir auch sehen, dass natürlich wir da mehr Wissenschaft haben, mehr Ergebnisse haben und wir halt in Deutschland eine Grabstelle danach neu belegen.

00:20:23: Wenn ich den Amis das erzähle, also die finden das unfassbar, dass wir eine Grabstelle neu belegen nach 20, 30 Jahren.

00:20:33: Und was passiert dann, dass was wir finden, wird noch mal tiefer eingebettet und dann wird der nächste oben draufgelegt.

00:20:39: Wird es dadurch wahrscheinlicher, dass das, was tiefer gebetet wurde, dann weggeht, haben wir eben erläutert eher nein.

00:20:48: Aber natürlich bleibt man dann an einer gleichen Stelle.

00:20:51: Aber das sind so ein bisschen die Abstrusitäten, wenn man reinschaut in dieses Feld, mit dem sich ja niemand von uns auskennt, was da passiert und was einfach ganz doll gewachsen ist, weil es eben so ein ultratraditioneller Bereich ist.

00:21:05: Und ich glaube, diese Tradition ist eigentlich der nächste spannende Teil bei euch auf der Journey.

00:21:10: Also ihr habt euch den Konkord ausgedacht, der hat Technologie drin, der bewegt sich, da ist eine gewisse Temperatur drin, der hat Abluft.

00:21:17: Also das ist das sozusagen tatsächlich die Digitalisierung an dem ganzen Thema.

00:21:22: Und jetzt hast du aber schon erklärt, es gibt da Traditionen, es gibt da Gesetze.

00:21:26: Wie reagiert denn der Markt da drauf?

00:21:28: Also wahrscheinlich gibt es irgendwie mehrere Tausend Bestattern und Bestattern in Deutschland.

00:21:33: Sagen die toll, dass du da bist Pablo, let's make it happen oder haben die eigentlich ganz andere Interessen?

00:21:41: Also ich glaube, letzte Zeit, ich kenne es, es gibt 5.400 Bestattern in Deutschland so ungefähr.

00:21:47: Also inklusive der Vielgeallen und so weiter.

00:21:49: Das zeigt zuerst mal, es ist ein ultraregionales Business.

00:21:53: Hat natürlich damit zu tun, dass in dem Moment möchtest du, brauchst du jemanden, der dich auch an die Hand nimmt, quite literally, der dich begleitet in diesem Prozess.

00:22:05: Das sieht man auch so ein bisschen, wenn wir jetzt aus dem digitalen Bereich wieder schauen, es gab so ein paar Anbieter, die versuchen, sehr digital in den Bereich zu kommen.

00:22:14: My Moria und November sind sicherlich die beiden Großen, die es da noch gibt.

00:22:22: Emora aus dem Norden gibt es ja zum Beispiel mittlerweile gar nicht mehr.

00:22:27: Die beiden Mädels, die es gemacht haben, hatten da eigentlich einen tollen Ansatz.

00:22:30: Aber es ist halt unheimlich schwer digital reinzugehen.

00:22:33: So, um da eine Frage zu beantworten, wie reagiert das Umfeld?

00:22:38: Also wenn wir jetzt erstmal auf den professionellen Bereich schauen, da gibt es natürlich ganz viele, die das super finden.

00:22:49: Weil für die immer das Wohl der Betroffenen und das sind sowohl die Familien, als auch die Betroffenen selber im Mittelpunkt steht.

00:23:01: Und wenn es da Menschen gibt, die sagen, das ist eigentlich das, was ich möchte, dann kümmern sich ganz viele ganz toll darum.

00:23:08: Wir haben über 200 Partnerbestatter mit Schwerpunkten natürlich, weil wir erst da agieren dürfen in Norddeutschland.

00:23:14: Aber es gibt ultra viele, die sich bei uns melden und sagen, das ist eigentlich das, was wir wollen, was wir brauchen, weil die Menschen das einfach wollen.

00:23:21: Es kommt einfach von den Menschen getragen auch in die Branche rein.

00:23:25: Aber natürlich gibt es auch welche, die sagen, wir sind erstmal vorsichtig und warten.

00:23:30: Und so wie es bei jeder Innovation gibt, gibt es auch welche, die sagen, das finde ich, naja, fangen wir mal bei Doof an.

00:23:38: Und das ist aber immer so, das ist bei jedem immer, wenn was neuem ist, da haben wir Leute auch, haben wir als Menschen immer erstmal Respekt vor.

00:23:48: Und das braucht eine Zeit und in einer Branche, die, sage ich mal, relativ beschützt ist durch die Gesetzeslage auch.

00:23:57: Und sicherlich auch durch diesen Faktor, dass es keine so eine Hypebranche ist, wo alle erstmal irgendwie reinrennen, wenn sie aus der Schule kommen.

00:24:05: Die Innovation langsamer aufgreift.

00:24:12: Und ich meine, es gibt zwei Bestattungsmethoden, die letzte, neue ist 150 Jahre alt, da wurde die Feuerbestattung eingeführt.

00:24:19: Und vorher gab es 1.500 Jahre nur die Herdbestattung.

00:24:25: So, das ist nicht die Branche, die sich bis jetzt dadurch auszeichnen musste, immer innovativ zu sein.

00:24:32: Aber das machen wir jetzt und das brechen wir auf.

00:24:34: Das eröffnet ganz viele Plattformen und das ist mega.

00:24:39: Und wir sehen auch, dass ganz viele, vor allen Dingen Frauen als Quereinsteiger in die Branche reinkommen, weil die sagen, wir wollen das anders zugänglicher, schöner machen.

00:24:52: Und die treiben die Reerdigung natürlich auch nochmal ganz doll voran.

00:24:57: Man sagt ja, jede Presse ist gute Presse.

00:25:00: Ich habe neulich vor ein paar Wochen den Spiegel aufgemacht und da wart ihr drin.

00:25:05: Da haben die tatsächlich über euch geschrieben.

00:25:07: Ich habe das gelesen, das Pablo.

00:25:09: durchaus, ja.

00:25:10: Aber da stand auch eher drin, oh ja, alles schwierig.

00:25:13: Und so wie die das sagen, doch irgendwie alles anders.

00:25:16: Ich würde gerne deine Meinung dazu hören, aber vorher für die Leute, die zuhören,

00:25:22: versuch mal so objektiv wie möglich die drei, vier Kernpunkte zu erzählen.

00:25:26: Also jetzt ohne, ohne dass du sozusagen, also erst mal erzähl den Hörern und Hörern mal,

00:25:31: was hat der Spiegel für Kernaussagen deine Auffassung nachgemacht?

00:25:35: Erst mal.

00:25:36: Der Spiegel befasst sich jetzt schon, hat sich mehrfach mit uns befasst.

00:25:42: Ich würde sagen, der, die Hauptpunkte sind einerseits,

00:25:50: ist das schön und pietätvoll. Der zweite Punkt ist sicherlich, braucht es wissenschaftliche

00:26:00: Grundlagen, welche braucht es? Und da wird infrage gestellt, dass es die geben würde und dass auch

00:26:08: die Gesetzgeber, vor allen Dingen Schleswig-Holstein an der Stelle, sich daran orientieren sollten und

00:26:16: das vielleicht nicht getan haben. Das würde ich sagen, sind so die beiden Hauptpunkte. Der dritte

00:26:23: Punkt, der immer genannt wird, ist, wie ich eben schon erklärt habe, wir versuchen mit einer sehr

00:26:29: rücksichtsvollen Sprache mit dem Thema umzugeben, weil ich fest davon überzeugt bin, dass wir die

00:26:34: brauchen, um auch in einem Podcast darüber sprechen zu können. Und da werden wir immer wieder mit dem

00:26:42: Vorwurf konfrontiert, zu schöne, zu dolle Marketingsprache zu nutzen und das nicht in aller

00:26:55: Detailtiefe so zu erklären, wie man es sicherlich, wenn man als, keine Ahnung, Experte drauf schaut,

00:27:02: tun würde. Das wären so die drei Punkte, glaube ich. Hab ich was vergessen, Christoph? Das waren

00:27:07: auch die, die bei mir hängen geblieben waren. Erstmal großes Lob, dass du das sozusagen ohne

00:27:12: sofort in die Beantwortung reingekommen bist hinbekommen hast, zusammenzufassen. Und bevor ich

00:27:18: zu den einzelnen Punkten nachfrage, welcher Punkt von den drei ist deiner Meinung nach, der wo du

00:27:24: sagst, easy, da habe ich am meisten Verständnis für? Pietät oder Wissenschaft und Technik. Also

00:27:36: ich habe überhaupt kein Verständnis für den Bereich Pietät. Ich verstehe gewisse Punkte mit dem

00:27:47: Thema Sprache, dass man sich darüber auseinandersetzen kann. Ich glaube trotzdem, dass wir das sehr

00:27:54: bewusst machen und dass auch deswegen so weitermachen werden, weil ich es einfach wichtig

00:27:58: finde, damit umzugehen. Der letzte Punkt Wissenschaft, was ich daran verstehe, ist es

00:28:05: Brauchwissenschaft. Und die gibt es, aber natürlich stehen wir auch noch am Anfang. Und es wird

00:28:13: immer mehr wissenschaftliche Ergebnisse geben und gerade letzte Woche hat die Universität Leipzig

00:28:17: wieder was veröffentlicht und das muss weitergehen. Also ich verstehe den Wunsch, dass es wissenschaftliche

00:28:22: Untersuchungen geben muss. Den genauen Vorwurf, wie er uns da gemacht wird, würde ich natürlich von uns

00:28:32: beweisen. Wenn so ein Artikel rauskommt und wahrscheinlich du machst morgens auf und 47 Leute

00:28:38: sagen, hast du schon reingeguckt in den Spiegel? Wie hast du davon Kenntnis erlangt und wie war

00:28:44: deine erste Reaktion, wie ist der Tag verlaufen? Gerne auch erzählen, wie man sich eigentlich

00:28:48: da so fühlt, wenn man eine Mission hat, an die man glaubt und umsetzen will und dann ist so wie das

00:28:53: größte Nachrichtenmagazin Deutschlands, das irgendwie auch im Ernstesten genommen wird und

00:28:58: macht so viele Aussagen, zu denen man sich eigentlich am liebsten auch dort wieder äußern würde.

00:29:03: Ja, also es waren deutlich mehr als 47 Nachrichten und auch das ist in dem Moment natürlich nicht

00:29:12: immer einfach, obwohl es einen natürlich glücklich macht über jeden, der sich meldet.

00:29:20: Bekommst du ein Head-Up vom Spiegel vorher, sagen die, morgen geht das live und schicken

00:29:26: den Artikel vorab? Nein, den Artikel bekommst du natürlich nicht vorher, das finde ich auch

00:29:31: richtig. Aber man kriegt halt Fragen und sagt, möchten sie sich bis morgen 17 Uhr dazu äußern

00:29:36: und dann hat man wahrscheinlich so 20 Fragen oder so. Genau, eigentlich heißt es eher bis heute 17 Uhr.

00:29:40: Okay, dann weiß man, da bekommt jetzt demnächst was. Und da weiß man, da kommt was und dann hofft man,

00:29:50: dass egal wäre natürlich auf die Punkte, die man selber geantwortet hat, auch eingehen.

00:29:58: Das passiert mal mehr und mal weniger. Das ist aber natürlich auch die journalistische Freiheit.

00:30:03: Ich finde, zu einer guten Berichterstattung gehört immer das Ausgewogene, so wie wir jetzt auch über

00:30:09: die Kritikpunkte reden, weil es soll hier keine Marketingshow für die Rätung sein, sondern wir

00:30:12: wollen ja das Thema und wie geht man in neue Branche rein und das wollen wir beleuchen und da gehört

00:30:17: die Kritik dazu und das muss man offen ansprechen, aber man muss halt beides ansprechen. Und wenn

00:30:22: ich Experteninterviewe, in der Review ich Experten auf beiden Seiten, wenn das mein Kernthema ist,

00:30:27: das finde ich ist nicht in allen Bereichen gut genug gelungen. Was einen natürlich trifft,

00:30:35: ist diese sehr persönlichen Angriffe, die dort passiert sind, wenn da steht, keine Ahnung,

00:30:46: der sieht ja ganz nett aus, aber man würde ihm gar nicht zutrauen, dass er Unfug mit Leichen macht

00:30:52: und lächelnd belügt er die totkranke Frau. Das sind Sätze, die tun einfach hart weh. Das ist so.

00:31:01: Und da verkriegt man sich auch erst mal unter der Bettdecke und denkt, fach, heute stehe ich nicht

00:31:09: auf. Aber natürlich rappelt man sich dann auch wieder auf und merkt, es gibt so viele Unterstützerinnen

00:31:18: und Unterstützer, es gibt so viele mehr Leute, die sich gemeldet haben und gesagt haben, wir stehen

00:31:23: hinter der Idee, wir wollen das und du weißt natürlich, es ruft auch gleich wieder die nächste

00:31:27: Familie an und sagt, ich möchte eine Reerdigung haben. Ich habe zwei Fragen, kannst du mir das

00:31:32: kurz im Spiegel beantworten, aber ich möchte eine Reerdigung haben. Und das und das gesamte

00:31:38: Team, ich weiß, alle sprechen immer über Purpose und du brauchst ein Purpose in deinem Unternehmen.

00:31:44: Ich glaube, wir haben so einen krassen Purpose, der uns alle trägt und vorantreibt und der ist

00:31:51: nicht aufoktruiert, sondern der ist so tief drin. Und auch das ist was, was ich vorher und das gehört

00:31:57: zur Beantwortung der Frage zu, auch wenn ich kurz ausweiche, nicht wusste und absehen konnte,

00:32:04: wie doll dich das kriegt, wie unfassbar dankbar es ist, Menschen in diesem Schritt begleiten zu dürfen.

00:32:14: Und wir sind Dienstleister und ich stehe in der hintersten Ecke vom Friedhof und guck, ob das

00:32:20: funktioniert. Und danach kommt die Familie zu mir und nimmt mich in den Arm und sagt, das war

00:32:25: schöner, als wir es uns hätten vorstellen können. Vielen Dank, dass ihr diesen Weg geht. Und daran

00:32:33: erinnerst du dich natürlich in dem Moment und stehst auf und sagt, weiter geht es. Weiter geht es,

00:32:37: weiter geht es. Und das funktioniert ziemlich gut, aber natürlich egal welches Thema man

00:32:44: braucht und das wissen alle Gründer da draußen, Resilience ist das aller, aller Wichtigste,

00:32:50: weil alles, was mal schief gehen kann, geht quasi mal schief und deswegen aufstehen und

00:32:57: weitermachen und das zählt bei solchen Dingen natürlich auch mit dazu. Gibt es in Deutschland

00:33:05: bei Journalist*innen einfach so ein großes Interesse dazu oder gibt es auch auf der anderen

00:33:10: Seite Menschen, die sagen, guck mal, was da hinten passiert, lieber Journalist, das geht ja aus

00:33:16: diesen sieben Gründen eigentlich überhaupt nicht. Also glaubst du, dass auch, wenn du sagst, es gibt

00:33:20: zwei Bestattungsarten und jetzt kommt eine Dritte, dann wird ja nicht, es wird ja dadurch nicht mehr

00:33:25: gestorben, sondern es wird ja eine von den beiden Arten wird ja wahrscheinlich dann weniger Umsatz

00:33:30: haben. Schwingt sowas auch mit, dass die Leute gar nicht offen für neue Lösungen sind, weil sie

00:33:37: so hart in ihrer Bestattungsform verhaftet sind und gar nicht wollen, dass sich was ändert oder

00:33:42: ist das einfach menschliche Natur gegenüber neuem zu dem Thema wahnsinnig kritisch zu sein.

00:33:48: Ich glaube, da muss man ganz doll differenzieren zwischen, sag ich mal, den einigen Branchen

00:33:53: Teilnehmern und uns als Bevölkerung. Also wir haben jede Woche, sag ich mal, zwei Medien anfragen,

00:34:01: weil es überall drin ist. Es ist in der Süddeutschen, in der Zeit, in wunderbaren Podcasts. Also

00:34:08: das ist einfach ein Thema, weil es uns alle betrifft, wo es total wichtig ist, darüber zu

00:34:14: sprechen. So, das sehen wir und ich würde sagen 95, 98 Prozent sind reflektiert bis positiv. Und

00:34:25: dann gibt es halt so ein paar, die sehr negativ sind. So, innerhalb der Branche und natürlich ist

00:34:31: es so, dass Bestattung eine Dienstleistung ist und das ist auch okay. Da sind Menschen, die kümmern

00:34:37: sich drum, die wenden ihre Zeit auf, die wenden Ressourcen auf und natürlich wird es auch bezahlt.

00:34:42: Und natürlich gibt es Menschen, die auch und es sind ganz oft auch traditionelle Familienunternehmen,

00:34:49: die in der nächsten Generation Bestattungsinstitute sind. Und die verdienen ihren Lebensunterhalt

00:34:56: damit. Und es gibt natürlich gewisse Teile der Branche, die Angst davor haben, Umsatz zu verlieren.

00:35:03: Das sind in erster Linie eigentlich nicht die Bestatterinnen und Bestatter, sondern das sind

00:35:07: zum Beispiel einige Krematorien. Und ich sage ganz bewusst einige, weil es andere Krematorien gibt,

00:35:13: mit denen wir uns total eng austauschen. Also wenn wir jetzt über Hamburg, du ihr seid in Hamburg,

00:35:17: wenn wir nach Hamburg gehen, dann würden wir mit den Hamburger Friedhöfen zusammen Reerdigung

00:35:22: anbieten. Das ist eine Anstalt öffentlichen Rechts, also gehört der Stadt Hamburg und

00:35:27: den gehört das größte Krematorium im Norddeutschland. Da werden 14 bis 16.000 Menschen im Jahr

00:35:32: krimiert. Das heißt, die sind wirklich groß. Aber die sagen, ey, lass uns das doch zusammen machen.

00:35:38: Wir haben eingefahrene Wege mit den Bestatterinnen und Bestattern. Wir haben eine Infrastruktur,

00:35:43: die könnt ihr mit nutzen, die müsst ihr nicht neu machen. Wir bieten ein zusätzliches Angebot an,

00:35:50: weil wir den Menschen was anbieten wollen. So, das heißt, die klugen Bestatterinnen und

00:35:54: Krematorien, die kommen den Schritt auf uns zu und dann gehen wir denen total gerne mit denen. Und das

00:36:00: sehen wir auch in anderen Ländern. Aber es gibt halt ein paar Krematorien, denen sind wir offensichtlich

00:36:04: in Dorn im Auge und die versuchen dann auch das öffentlich konzutun.

00:36:12: Wir haben jetzt, ich habe ganz vergessen am Anfang zu fragen, eure Lösung ist schon im Einsatz.

00:36:17: Wie viele Reerdigungen gibt es gerade im Jahr oder pro Monat und in welchen Bundesländern

00:36:23: kann ich mich reerdigen lassen? Genau, das ist also erstmal crazy, dass wir es schon am Start sind.

00:36:31: Also wir sind ein Start-up, wir sind vor vier Jahren auf die Idee gekommen und wir sind seit Anfang

00:36:37: 2022 erst in der Rahmen einer Düdung, das ist so eine gesetzlich zeitlich beschränkte Ausnahme.

00:36:43: Und mittlerweile haben die eine Gesetzesnovelle in Schleswig-Holstein verabschiedet, Partei

00:36:48: übergreifend und einstimmig und da dürfen wir jetzt quasi im Rahmen einer Gesetzesnovelle die

00:36:54: Reerdungen bieten. Das heißt, wir haben es geschafft, dass sie von einem Start-up gestartet

00:36:57: neuen Idee die Gesetze geändert haben. Natürlich rechnen wir mit, dass es irgendwann auch andere

00:37:02: Anbieter gibt, aber BAM! Das ist ja schon mal unfassbar und macht auch Mut in unser System,

00:37:10: wenn man merkt, die Politik greift, Innovationen auch auf. In der ersten Phase hatten wir einen

00:37:16: Kokon, jetzt haben wir gerade Stand heute 7 stehen, das wird jetzt immer mehr ausgebaut. 40 Tage,

00:37:23: 7 Kokons, da kann man sich ausrechnen, da ist natürlich das Volumen aktuell noch relativ

00:37:27: begrenzt. Die Nachfrage ist deutlich größer, also wir haben eine repräsentative Umfrage

00:37:34: deutschlandweit gemacht mit Apinio zum Beispiel. Da kann man ja auch die älteren Zielgruppen und

00:37:40: so weiter auswählen und sich darauf konzentrieren. Das haben wir gemacht und da sagen deutschlandweit

00:37:45: so circa 30 Prozent der Menschen, sie würden sich gerne für eine Reerdigung entscheiden.

00:37:49: Das sind 300.000 im Jahr und momentan sind es wahrscheinlich eher 100 Reerdigungen im Jahr.

00:37:58: Wahrscheinlich sind es eher 100 Reerdigungen. Aber deswegen bauen wir jetzt natürlich mehr Kokons

00:38:03: auf, um das anzubieten. Das spannende ist ja, wir machen das zum Beispiel in Deutschland viel mit

00:38:09: den Kirchen zusammen gerade, das heißt wir mieten Kapellen auf den Friedhöfen. Es gibt 32.000

00:38:17: Friedhöfe in Deutschland. Lustigerweise ungefähr, weil keiner weiß es so ganz genau,

00:38:22: ist auch wieder was, wo man denkt, es kann ja sein, dass wir nicht wissen, wie viele Friedhöfe es gibt,

00:38:26: aber es weiß keiner so ganz genau. Und da stehen Kapellen, die werden nicht genutzt.

00:38:32: Und die mieten wir und stellen dort Kokons auf 3, 4, 5 bis 10 Kokons. Und das ist ja der Ort,

00:38:40: wo eh schon die Menschen bestattet werden. Im Durchschnitt hat ein Friedhof 1000

00:38:46: Reerdigungen oder 1000 Bestattungsplätze. Und jetzt kommen noch fünf Kokons dazu. Und das ist

00:38:52: natürlich was, da sind wir nah bei den Menschen, wir schließen uns, wir gehen in die Bilder rein,

00:38:56: wir gehen in das rein, was den Menschen halt gibt, weil Traditionen haben ja auch Vorteile.

00:39:01: Und das ist natürlich was Totales Spannendes, weil wir auch das schaffen, mit allen zusammenzuarbeiten,

00:39:08: weil wir immer die Hand aufmachen und weil wir immer sagen, immer erst mal davon ausgehen,

00:39:12: wir wissen nichts, wir fragen die Experten, könnt ihr uns helfen mit eurem Wissen.

00:39:18: Und ich glaube, das hat ganz viel dazu beigetragen. Und ich kann mich erinnern,

00:39:23: dass ich mit einer Vertreterin der Kirche in einer Kapelle stand und sie meinte,

00:39:29: Pablo, wir sind die Kirche und es gibt so seit circa 2000 Jahren und an ein paar

00:39:37: Stellen sind wir genauso schnell. Und da habe ich gesagt, ja und wir sind ein junges Start-up und es

00:39:44: gibt noch keine zwei Jahre und wir sind schnell. Und drei Monate später standen wir in der Kapelle,

00:39:51: dann standen die Kokons da und eben jene Vertreterin von der Kirche legte ihre Hand auf den Kokons,

00:39:56: dann hätte ich gedacht, das hätte ich mir nie träumen lassen, dass das geht, wie toll,

00:39:59: dass wir an dieser Innovation teilhaben können und dass wir die mitgestalten können.

00:40:03: Und ich glaube, das ist was ganz, ganz Wichtiges, wenn man in so eine neue Branche,

00:40:09: auch gerade als Quereinsteiger reingeht, dass man sich nicht hinstellen und sagt, ich weiß alles,

00:40:13: sondern dass man versucht, alle mitzunehmen. Und jetzt haben die Kirchen Liturgien geschrieben,

00:40:20: das heißt, die haben Abläufe geschrieben, wie gehe ich als Kirche mit einer Reerligung?

00:40:24: Bäm! Und das freuen sich alle drüber, dass wir gemeinsam so was entwickeln können. Und das macht

00:40:34: einfach total viel Freude zu sehen, mit egal, wie man anarbeitet. Es gibt eine Plattform,

00:40:42: darauf kann jeder mitarbeiten, neue Ideen einstreuen, die teilen wir dann und so entwickelt sich das auch.

00:40:48: Und dann macht es total viel Spaß in so eine Branche, in der es noch nicht so viel Innovation gab,

00:40:55: indem sie reinzugehen und zu sagen, dann lass uns das doch zusammen machen.

00:40:58: Die Zahl 40, ich glaube, 40 Tage dauert ihre Erdigung, ist auch recht Symbolschwanger.

00:41:06: Ich glaube, es gibt in der Bibel diverse Momente, in denen die Zahl 40 irgendwie wichtig ist.

00:41:14: Fällt dir dazu, fallen dir Beispiel ein? Ja, also Symbolschwanger ist natürlich erst mal der richtige,

00:41:19: weil eine Schwangerschaft dauert 40 Wochen über einen Daumen gepeilt. Genau, also es ist eine sehr

00:41:25: biblische Zahl. Ostern bis Himmelfahrt sind 40 Tage, die Simflut sind 40 Tage, sind damals 40 Jahre durch

00:41:37: die Wüste gewandert. Also die Zahl 40 ist eine ganz, ganz wichtige Zahl. Das spannende ist,

00:41:43: nicht nur in der Bibel, sondern auch in anderen Weltreligionen geht es immer so um wie 40 Tage,

00:41:48: wenn es darum geht, in der katholischen Kirche gibt es das sechs Wochenabend zusätzlich auch noch,

00:41:52: ne? Sechs mal sieben, können wir uns alle ausrechnen, wie lange es ungefähr ist. Also dementsprechend ist

00:41:59: es immer was und das Spannende ist, dass man auch in der Psychologie sagt, dass 40 Tage die

00:42:04: intensivste erste Trauerphase sind. Und da muss man jetzt natürlich sagen, gab es vielleicht auch

00:42:13: früher schon Menschen, die das psychologisch noch nicht, sag ich mal wissenschaftlich die

00:42:17: Dungen haben, aber das gemerkt oder analysieren konnten und diese Zahl dann natürlich auch in

00:42:23: biblische Zeiträume übernommen haben. Und dass der Prozess der Reerdigung nun circa 40 Tage

00:42:29: dauert oder immer ein bisschen weniger, aber sicher nach 40 Tagen abgeschlossen ist, das ist

00:42:36: natürlich was, was a) Zufall ist, aber b) natürlich auch was ist, wo wir wieder sagen können, wir

00:42:43: bauen wieder eine Brücke in die alten Traditionen, weil nur weil es eine Tradition ist, ist es ja

00:42:48: nicht schlecht. Nur weil es neu ist, ist es nicht gut und nur weil es alt ist, ist es nicht schlecht,

00:42:52: aber auch andersrum nicht. Und deswegen versuchen wir zu sagen, all das was gut ist,

00:42:57: bewahren wir, nehmen wir mit, weil es uns halt bietet und wir müssen natürlich auch bedenken,

00:43:04: dass glücklicherweise die große Mehrheit der Menschen, die verstirbt, alt ist. Und da muss

00:43:14: man natürlich auch drauf Rücksicht nehmen. Also ja, 50 Prozent der Menschen in diesem Land sind

00:43:19: nur noch in der Kirche oder knapp weniger, aber in dem älteren Bevölkerungsanteil ist es natürlich

00:43:25: noch anders. So und deswegen muss man auch diese Brücken bauen in alle Bereiche, nicht nur zur

00:43:32: Kirche, sondern auch in andere Bereiche, um allen Menschen diesen Schritt zu ermöglichen. Und das

00:43:40: ist, wenn ich mir Innovationen und gerade auch nachhaltige Innovationen anschaue, was, was, glaube

00:43:44: ich, immer wieder mal vergessen wird, da wird ein etwas einem aufoktruiert quasi und das jetzt

00:43:52: neu, dann muss man das. Und ich glaube, man muss versuchen, das ist immer wieder so, wir nehmen

00:43:57: alle mit, das ist so ein abgedroschener Ausdruck, aber ich glaube, es gilt genau da,

00:44:02: darum sich zu überlegen, wie kann ich das eigentlich vereinen? Und wenn ich mich daran erinnere,

00:44:08: ich sage mal, als meine Eltern früher in den 80er Jahren, Anfang der 80er Jahr,

00:44:12: im Bioladen Brot gekauft haben, das war die Katastrophe, dieses Brot zu essen, das ist beim

00:44:18: Butterbeschmieren auseinandergebröselt, das war furztrocken, das wollte doch keiner essen.

00:44:23: So und heute gehst du in den Bioladen und kaufst einfach geiles Brot. Das heißt, du kaufst es gerne,

00:44:30: weil es das bessere Produkt ist. Und dann ist es auch noch besser für diesen Planeten. Und ich

00:44:37: glaube, das ist was und das ist auch ein ganz doller Kern der Reerdigung, dass wir sagen, die Menschen

00:44:43: entscheiden sich dafür, weil sie das Produkt schöner oder besser finden. Weil es ihnen noch was anderes

00:44:50: gibt. Die Frage, wie bleibe ich eigentlich, kann ich plötzlich anders beantworten. Und natürlich ist es

00:44:58: auch noch eine Methode, die fossile Brinnstoffe vermeidet. Aber das muss nicht mein Hauptentscheidungsgrund

00:45:05: sein, sondern ich darf mich dafür entscheiden, weil ich es insgesamt schöner besser finde. Und ich

00:45:10: glaube, das ist was, was sich die Gesamt, alle Branchen hinter die Ohren schreiben dürfen,

00:45:14: zu sagen, es funktioniert nur, wenn das Produkt besser ist. Elektroauto, Reichweiten und so weiter,

00:45:20: eine Diskussion, die ging hoch und runter, ist sicherlich so ein Beispiel, wo das noch schwierig ist.

00:45:26: Was hast du seit Gründung von Reerdigung übers Leben gelernt, Pablo?

00:45:31: Viel, viel mehr als ich mir hätte vorstellen können, weil natürlich sind wir auch so analytisch

00:45:40: rangegangen. Ich habe Betriebswirtschaft studiert und dann geht man analytisch daran. Ich habe mit

00:45:48: einer Bestatterin ganz am Anfang gesprochen. Die ist ungefähr so alt wie ich. Die kommt aus

00:45:54: einem traditionellen Unternehmen, die hat auch Marketing studiert, hat in Hamburg in einem sehr

00:45:57: großen Unternehmen gearbeitet und meinte zu mir, Pablo, ich bin jetzt gerade zurückgekommen ins

00:46:02: Bestattungsinstitut ins Familienunternehmen, weil das hat mir gefehlt. Und dann steht man als

00:46:07: Ausseiter davor und denkt so, was? Und hat sie mir das versucht zu erklären? Und diese unfassbare

00:46:18: Menschlichkeit, die einem da geboten wird, die Dankbarkeit, das ist was, was das hätte

00:46:25: ihnen wir nicht kommen sehen. Und dadurch schaust du natürlich auch ganz doll rein und du merkst

00:46:29: einfach, du stellst ganz viele Sachen in Frage, wie wir alle durch die Gegend hasseln. Also niemand,

00:46:37: niemand liegt auf dem Sterbebett und sagt, ach, hätte ich mal mehr gearbeitet.

00:46:43: Und das ist also so eine Plattitüre, aber es ist halt einfach so wahr. Es ist einfach total wahr.

00:46:50: Und das heißt nicht "don't hustle", sondern ich glaube, es ist total geil, dass es ganz viele

00:46:58: Leute gibt, die versuchen, neue Sachen voranzutreiben. "Don't hustle if you don't want to". Ja. Und nimm

00:47:03: dir die Zeit und weil die Zeit kommt nicht wieder und das merke, sagen dir natürlich auch ganz viele,

00:47:09: wenn du dich plötzlich damit auseinandersetzt, die Zeit, die weg ist, ist weg. Gibt es irgendeine

00:47:14: neue Freizeitbeschäftigung, die du jetzt eher mehr oder weniger machst? Also sagst du, ich gehe mehr

00:47:18: in die Natur oder ich lese doch irgendwie mehr Bücher oder ich, also "I don't know" oder ich habe TikTok

00:47:23: deinstalliert. Also gibt es irgendwas, wo du gemerkt hast, da hat sich auch tatsächlich die

00:47:27: Prio in deiner Freizeitgestaltung durch das Thema Sterben verändert? Also fängst du an,

00:47:37: dir irgendwann zu überlegen und das klingt total böse, aber der Gedanke kam, wie oft sehe ich den

00:47:44: oder den eigentlich noch? Und da wird die Endlichkeit plötzlich brutal vor Augen geführt, wenn du

00:47:52: die überlegst. Wenn man mit 20 auszieht aus dem Elternhaus, ist 90 Prozent der Zeit, die du mit

00:48:01: deinen Eltern verbringst, vorbei. Das ist doch Wahnsinn. So und ich habe das gemerkt, als ich

00:48:08: mit meiner Oma gesprochen habe, dass ich mir ganz bewusst überlegt habe, ich fahre hin und ich

00:48:16: nehme mir nochmal eine extra Stunde, weil ich die Zeit einfach genieße und ich möchte nicht das

00:48:24: Gefühl haben, vorbeigehasselt zu sein. Mein Sohn ist 15, der hat jetzt nicht immer Bock,

00:48:32: da drauf mit mir abzuhängen, aber wenn der sagt, ich will, dann lass ich alles stehen und liegen.

00:48:37: Weil die 90 Prozent, die schiebe ich gerne noch ein bisschen hoch. 40 Monate ab jetzt in der

00:48:48: Zukunft sozusagen, was sind große Meilensteine, die du hast, die geklappt haben und wenn jetzt

00:48:54: sieben Kokons stehen, wie viele Kokons könnten so in 40 Monaten stehen, was schätzt du? Wo stehen

00:49:00: wir dann? Also wir haben die erste Gesetzesnovelle in Schleswig-Holstein gehabt und wir sehen ganz

00:49:06: viele Bundesländer setzen sich gerade damit auseinander, auch die Nachbarländer. In 40 Monaten

00:49:11: wünsche ich mir für alle Menschen, dass wir die Erde in allen Bundesländern beisetzen dürfen. Selbst

00:49:19: wenn wir noch nicht in allen Bundesländern die Reerdigung anbieten dürfen, dass die Menschen

00:49:22: danach nach Hause dürfen und auf ihrem Friedhof die Erde beisetzen dürfen. Und wenn mir irgendjemand

00:49:28: erklären will, da gibt es einen Grund dagegen, dann verstehe ich den nicht. Das ist der erste Teil.

00:49:33: Und das ist glaube ich erstmal der wichtigste Teil. Und der zweite Teil ist, dass wir natürlich mehr

00:49:41: Kokons aufbauen mit Partnerinnen und Partnern zusammen. Wir machen das mit den Bestattungsinstituten

00:49:46: zusammen. Die dürfen koinvestieren und daran an dem Wachstum quasi teilhaben. Und auch das ist was,

00:49:54: wo ich total stolz drauf bin. Und ich hoffe, dass wir dann in vier Jahren eine relevante Anzahl von

00:50:02: Reerdigungen durchführen können. Aber wir haben das eben ausgerechnet. Eine Million, also auch 5%

00:50:08: ist noch ein weiter Weg. Ein weiter Weg. Aber ich erinnere mich daran, 30% der Befragten wünschen

00:50:15: sich die Reerdigung. Das ist eine Menge. Ich wünschte ja ganz viel Erfolg. Ich glaube, für mich ist

00:50:23: das sehr gut vorstellbar. Ich habe kein großes Bedürfnis, dass irgendwo eine Urne von mir steht.

00:50:29: Ich habe kein Bedürfnis, dass irgendwo ein Platz auf dem Boden mit dem Stein steht. Also ich finde,

00:50:33: aus der Erde zu Erde finde ich schon einen guten Kreislauf. Also ich drück dir alle Daumen und euch

00:50:39: alle Daumen, dass es vorangeht. Ich finde es schön, dass mein Bundesland, Schleswig-Holstein, da ihr

00:50:44: sagt, wir probieren das mal aus. Das ist halt der echte Norden. Und würde sagen Pablo, vielen Dank.

00:50:52: Vielen Dank, Christoph. In diesem Sinne die Vorreiter aus dem Norden. Ja, exakt. Lieben Dank an

00:50:59: euch zu Hause fürs Zuhören. War natürlich ein intensives Thema. Aber mich hat es sehr interessiert.

00:51:03: Und ich glaube jetzt, wenn du den Abspannen hörst, hast du ja offensichtlich auch bis hierhin gehört.

00:51:07: Ich freue mich immer über jede Hörerin und jeden Hörer hier in der Folge oder auch überhaupt

00:51:12: bei unserem Podcast. Jede Woche gibt es eine neue Folge "Digitale Vorreiter". Innen schau doch mal

00:51:17: rein. Wir haben schon viele, viele, viele tolle Themen live, die du dir in der Zwischenzeit anhören

00:51:20: können. Kannst ansonsten, würde ich sagen, bis nächste Woche. Und ganz liebe digitale Grüße von Pablo

00:51:27: und von Christoph. Ciao.

00:51:28: [Musik]

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